Die Gründung

Die Gründung des FC Madretsch…

…geht auf jene Epoche zurück, als Madretsch in mancher Hinsicht noch Spuren von einem stattlichen Dorf aufzuweisen hatte. So waren die Hauptstrassen teilweise beidseitig noch mit geflochteten Miststöcken flankiert. Im Herbst zogen noch Kuhherden mit prächtig klingenden Glocken auf die Weide und von dort gegen Abend wieder ins Dorf zurück. Natürlich gab es damals auch noch keinen Trolley- oder Autobus nach Madretsch. Fussgänger, Velofahrer, Pferdefuhrwerke und ganz selten etwa Motorkraftwagen mit Kettenantrieb waren die damaligen Benützer der öffentlichen Verkehrsadern. Strassenbeleuchtungen waren in Madretsch von jeher ein Stiefkind im Gemeindehaushalt. Höchstens Kreuzungen wurden spärlich beleuchtet. Anstelle der Verkehrstafeln mit Geschwindigkeitsbeschränkungen stand am Wege zum Eingang in das Dorf eine kleine Tafel mit der Aufschrift:

Im Schritt fahren

Ein besonders Gepräge erhielt das Dorf durch die Seifenfabrik Schnyder, die Maschinenfabrik MIKRON und Hauser, die Pianofabrik Burger & Jacobi, di Uhrenfabrik SEELAND, die Schalenfabrik Pfund & Co. und die Velofabrik COSMOS. In der Dorfgemeinde Madretsch lebte ebenfalls ein in weiten Kreisen bekannter Pferdehändler und Rossmetzger , Rauber. Der Mann war schwerhörig, geschäftstüchtig und sehr arbeitsam. Am Pferdemarkt in Aarberg soll er einen Bauern angetroffen haben, dem er früher Pferd verkauft hatte. Nach dem Befinden befragt, sagte der Bauer: «Es geit nit guet». «Hä», erwiderte der Händler. «Dr Goul isch mer verreckt», antwortete der Bauer. Kurz und ulkig gab Rauber zurück: «Das het är bi mir nie gmacht».
Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie bildeten die Erwerbszeige der madretscher Bevölkerung.
Schon vor dem ersten Weltkrieg befasst sich Landwirt Steiner Bängi mit der Torfausbeute wie fast alle Madretsch Burger. Gerade das Madretsch-Moos, angrenzend an das weite Brüggmoos und das Mooswäldchen, in unmittelbarer Nähe des heutigen müradürftigen Kehrichtverbrennungsunternehmen der Stadt Biel, sollte in der Entstehungsgeschichte des FC Madretsch nicht ganz ohne Bedeutung sein. In jene Epoche fällt auch das Ende der Romantik der Petrollampe.

Der Kalender zeiget den 15. November 1919 an. Zwei Tage zuvor erschien im BIELER EXPRESS ein Inserat:

Einladung
zur Gründungsversammlung des FCM
Samstag, 15. November 1919,
abends 18.00 Uhr,
im Restaurant zum G r ü t l i, Madretsch.
Fussballfreudige Jünglinge sind willkommen.
Das Initiativkomitee

Dem Initiativkomitee gehörten an:

Hunziker Alfred, Präsident
Leutwyler Fritz, Sekretär
Hunziker Walter, Kassier

Zu dieser Gründungsversammlung erschienen rund 20 Mann, meistens Zöglinge des Turnvereins, unter denen sich er damalige Oberturner Edy Moser in eigener Person befand, assistiert durch Kunstturner Herzog.
Über den Verlauf der Gründungsversammlung sagt das Protokoll folgendes aus:
Es entspann sich ein rege und zeitweise heftige Diskussion, in der sich die Partner aus dem Lager der Turner, an Jahren und Erfahrung wesentlich reicher, mit den jugendlichen Befürwortern des Fussballs in gar keiner Weise die Antwort schuldig blieben.
So äusserte sich beispielsweise Herzog (mit seinem gewetzten Zürcher Sch…Müüüli):
«Herr Präsident, meine Herren,
ich kann nicht begreifen, warum Sie in hiesiger Ortschaft neben dem bestehenden Turnverein einen Fussballklub gründen wollen, der zum Zweck hat, seine Mitglieder durch Pflege des Fussballspiels in der physischen Entwicklung zu fördern. Dieses Projekt wird ohne Zweifel von uns Turnern mit allen uns zu gebote stehenden Mitteln nach Kräften bekämpft. Fussballspieler sind in der Regel fuuli Cheibe, tuberkulös, haben Herzfehler, keine Brust und keine Muskeln und arten, wenn sie sich halb zu Tode gerannt haben, in wahre Krüppel aus, die nachher beim Turnverein Schutz suchen müssen. In Fussballklubs besteht überhaupt keine Energie und Disziplin.»

Unser Edy Moser, der das Fussballspiel ebenso glänzend beherrschte und gelegentlich auch mit Herzenslust praktizierte wie das Turnen, verkaufte sein Ware auch nicht schlecht:
«Es ist der reinste Blödsinn, dass hier neben dem Turnverein ein solcher Klub gegründet werden muss. Dieser Klub wird natürlich ein kurzes Leben haben und wird unserem Gemeinderat nicht gerade passen.»

Das war starker Tabak, hart und deutlich die Sprache. Genau so lautete die Offenbarung für die damaligen Jünglinge, die zur Folge hatte, dass sie mit umso grösserer Begeisterung unserem Vorhaben zum Durchbruch verhalfen mit dem Erfolg:

Die Gründung des FC MADRETSCH ist Tatsache geworden!

Die damalige Devise lautete:

Willst das Grosse du erreichen,
Fange mit dem Kleinen an,
Deine Tadler werden schweigen,
Ist das Kleine gross getan.

Am darauffolgenden Sonntagmorgen fand bereits das erste Training statt auf dem «Sportplatz Brüggmoos».